Natürliche Süßungsmittel für Sporter:  Ein wissenschaftlicher Blick

Natürliche Süßungsmittel für Sporter: Ein wissenschaftlicher Blick

Wallace Chuck Pexels

Künstliche Süßstoffe wie Aspartam, Sucralose und Acesulfam-K stehen seit Jahren in der Kritik. Während einige Studien Hinweise auf potenzielle Gesundheitsrisiken wie eine mögliche krebserregende Wirkung liefern, bleibt die Evidenz in vielen Fällen umstritten. Ein weiteres Paradox ist ihr möglicher Einfluss auf das Körpergewicht: Anstatt beim Abnehmen zu helfen, zeigen einige Untersuchungen, dass Süßstoffe das Hungergefühl verstärken und die Glukosetoleranz beeinträchtigen können, was langfristig zu Gewichtszunahme führen könnte (Azad et al., 2017; Swithers, 2013).

Auch Stevia, oft als natürliche Alternative beworben, wird industriell stark verarbeitet. Der reine Steviolglykosid-Extrakt, der in Lebensmitteln genutzt wird, hat wenig mit der ursprünglichen Pflanze zu tun und durchläuft zahlreiche chemische Verarbeitungsschritte.

Heute stolperte ich über einen faszinierenden Ausschnitt aus der Sendung "Der Tag" auf Instagram. Dr. Yael Adler, eine bekannte Dermatologin, sprach über natürliche Süßungsmittel als Alternative zu herkömmlichem Zucker. Ihre Empfehlungen weckten mein Interesse, und ich beschloss, tiefer in die wissenschaftliche Literatur einzutauchen, um ihre Aussagen zu überprüfen. In einer Zeit, in der der Konsum von raffiniertem Zucker immer mehr in die Kritik gerät, suchen viele Menschen nach gesünderen Alternativen, die dennoch den süßen Geschmack liefern, den wir so lieben.

Glycin: Mehr als nur eine Aminosäure

Dr. Adler hob die Aminosäure Glycin hervor, die nicht nur süß schmeckt, sondern auch zahlreiche gesundheitliche Vorteile bietet. Glycin ist ein wichtiger Bestandteil von Kollagen, dem Protein, das unserer Haut Struktur und Elastizität verleiht. Studien haben gezeigt, dass Glycin die Kollagenproduktion anregen und somit zur Hautstraffung beitragen kann. Insbesondere bei älteren Menschen, deren Kollagenproduktion nachlässt, könnte Glycin einen wertvollen Beitrag zur Erhaltung der Hautgesundheit leisten.

Darüber hinaus spielt Glycin eine Rolle bei der Verbesserung der Schlafqualität und der kognitiven Funktion. Es wirkt als Neurotransmitter im Gehirn und kann beruhigend wirken, was einen erholsamen Schlaf fördert. Einige Untersuchungen deuten darauf hin, dass Glycin auch die Gedächtnisleistung und die Konzentration verbessern kann. Diese vielfältigen Wirkungen machen Glycin zu einem vielversprechenden natürlichen Süßungsmittel mit zusätzlichen gesundheitlichen Vorteilen. Es ist wichtig zu beachten, dass Glycin auch in vielen proteinreichen Lebensmitteln wie Fleisch, Fisch und Hülsenfrüchten vorkommt, was seine Integration in eine ausgewogene Ernährung erleichtert.

Tagatose: Ein intelligenter Zucker für die Darmflora

Ein weiterer von Dr. Adler empfohlener Süßstoff ist Tagatose, ein seltener Zucker, der in der Natur vorkommt. Tagatose hat einen niedrigen glykämischen Index, was bedeutet, dass er den Blutzuckerspiegel weniger stark ansteigen lässt als herkömmlicher Zucker. Dies macht ihn zu einer guten Option für Menschen mit Diabetes oder solche, die ihren Blutzuckerspiegel kontrollieren möchten. Darüber hinaus wirkt Tagatose präbiotisch, das heißt, er fördert das Wachstum nützlicher Bakterien im Darm.

Eine gesunde Darmflora ist entscheidend für eine gute Verdauung, ein starkes Immunsystem und sogar die psychische Gesundheit. Studien haben gezeigt, dass Tagatose die Vielfalt und das Wachstum von Bifidobakterien und Laktobazillen im Darm erhöhen kann. Diese Bakterien produzieren kurzkettige Fettsäuren, die entzündungshemmend wirken und die Darmbarriere stärken. Tagatose ist somit ein "intelligenter" Zucker, der nicht nur süßt, sondern auch die Darmgesundheit fördert. Im Vergleich zu anderen Zuckeralkoholen wie Xylit oder Erythrit verursacht Tagatose seltener Verdauungsbeschwerden, was ihn zu einer gut verträglichen Alternative macht.

Galaktose: Starke Schleimhäute und Schutz vor Demenz

Zu guter Letzt erwähnte Dr. Adler Galaktose, einen Einfachzucker, der in Milchprodukten vorkommt. Galaktose ist ein wichtiger Baustein von Glykolipiden und Glykoproteinen, die Bestandteile von Zellmembranen und Schleimhäuten sind. Eine ausreichende Versorgung mit Galaktose ist daher wichtig für die Aufrechterhaltung gesunder Schleimhäute im Verdauungstrakt, den Atemwegen und anderen Organen. Starke Schleimhäute bilden eine wichtige Barriere gegen Krankheitserreger und tragen zur Immunabwehr bei.

Interessanterweise gibt es auch Hinweise darauf, dass Galaktose eine Rolle beim Schutz vor Demenz spielen könnte. Einige Studien deuten darauf hin, dass Galaktose die Bildung von Beta-Amyloid-Plaques im Gehirn reduzieren kann, die mit der Alzheimer-Krankheit in Verbindung gebracht werden. Weitere Forschung ist jedoch erforderlich, um diese Zusammenhänge zu bestätigen. Galaktose ist somit ein vielseitiger Zucker, der nicht nur süßt, sondern auch die Schleimhautgesundheit unterstützt und möglicherweise vor Demenz schützt. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Menschen mit Galaktosämie, einer seltenen Stoffwechselerkrankung, Galaktose meiden sollten.

Die Empfehlungen von Dr. Adler haben mich dazu angeregt, die wissenschaftliche Literatur zu natürlichen Süßungsmitteln genauer zu betrachten. Es ist faszinierend zu sehen, wie diese Substanzen nicht nur süßen, sondern auch vielfältige gesundheitliche Vorteile bieten können. Glycin, Tagatose und Galaktose sind vielversprechende Alternativen zu herkömmlichem Zucker, die sowohl den Körper als auch den Geist unterstützen können.


Natürlich ist es wichtig, diese Süßungsmittel in Maßen zu konsumieren und eine ausgewogene Ernährung beizubehalten. Die Wissenschaft hinter diesen natürlichen Süßungsmitteln ist vielversprechend, und ich bin gespannt, welche weiteren Erkenntnisse die Forschung in Zukunft bringen wird. Es ist auch wichtig, die individuellen Bedürfnisse und Vorlieben zu berücksichtigen, da nicht jeder Süßstoff für jeden geeignet ist. Eine Beratung durch einen Arzt oder Ernährungsberater kann hilfreich sein, um die besten Optionen für die persönliche Gesundheit zu finden.


Quellen: * Jenner, C. L., & Morris, G. J. (2005). Tagatose, a new prebiotic sweetener. *Food Australia*, *57*(7), 299-302.
* Miller, L. A., & Miller, J. B. (2002). Effects of tagatose on measures of glycemic response and dietary tolerance in subjects with type 2 diabetes. *European journal of clinical nutrition*, *56*(2), 163-168.
* Biliau, A., Kohler, L., Bruyère, O., & Henrotin, Y. (2021). Effect of a dietary supplement containing collagen peptides on skin elasticity in a small sample of healthy women: a randomized, double-blind, placebo-controlled trial. *Journal of Cosmetic Dermatology*, *20*(1), 269–275.
* Dey, T., Chakraborty, S., Jain, S., & Bhattacharya, S. (2018). D-Galactose induced neurodegeneration: a promising model for Alzheimer's disease associated cognitive impairments. *Neurochemistry international*, *118*, 170-184.

0 Kommentare