Fettverbrennung und der Mythos vom perfekten Puls. Warum Belastung, Dauer und Erholung wichtiger sind als Herzfrequenzbereiche

Fettverbrennung und der Mythos vom perfekten Puls. Warum Belastung, Dauer und Erholung wichtiger sind als Herzfrequenzbereiche

Ausdauertraining - Cardiotraining - Fitnessstudio

Fettabbau neu gedacht - Ein wissenschaftlich fundierter Leitfaden

Der Begriff "Mythos" beschreibt eine überlieferte Erzählung oder Idee, die oft glorifiziert wird und nicht immer der Realität entspricht. Genau hier lässt sich auch die Diskussion um den "idealen Fettverbrennungspuls" einordnen. Jahrzehntelang wurde propagiert, dass eine bestimmte Herzfrequenz der Schlüssel zum effektiven Fettabbau sei. Doch wie viel Wahrheit steckt dahinter? Tatsächlich ist die Herzfrequenz, wenn überhaupt, nur von untergeordneter Bedeutung. Viel entscheidender sind andere Faktoren wie die Häufigkeit, Dauer und Intensität des Trainings sowie die Ernährung.

Warum der Puls überschätzt wird

Die häufig zitierte Formel "220 minus Alter" zur Berechnung der maximalen Herzfrequenz ist bestenfalls eine grobe Orientierung. Individuelle Unterschiede können bis zu 30 Schläge pro Minute betragen, was die Genauigkeit solcher Empfehlungen erheblich schmälert. Hinzu kommt, dass der Fett- und Kohlenhydratstoffwechsel individuell verschieden ist und stark vom Trainingszustand abhängt. Ein Training, das ausschließlich auf die Herzfrequenz fokussiert ist, wird diesen Unterschieden nicht gerecht. Viel wichtiger ist es, den Körper ganzheitlich zu betrachten und das Training entsprechend anzupassen.

Die Rolle der Mitochondrien

Der wahre Schlüssel zur Fettverbrennung liegt in den Mitochondrien – den "Kraftwerken" unserer Zellen. Hier findet die aerobe Energiegewinnung statt, bei der sowohl Fette als auch Kohlenhydrate verbrannt werden. Je mehr Mitochondrien eine Person hat, desto effizienter kann sie Fett verbrennen. Durch regelmäßiges Ausdauertraining lässt sich die Anzahl und Leistungsfähigkeit dieser Zellorganellen steigern, was langfristig den Fettabbau erleichtert. Entscheidend ist dabei nicht, ob Fett oder Kohlenhydrate verbrannt werden, sondern dass der Körper über längere Zeit Energie bereitstellt.

Training für den Fettabbau: Häufigkeit und Dauer

Ein effektives Fettabbautraining sollte regelmäßig und ausreichend lang erfolgen. Für den durchschnittlichen Fitnesssportler bedeutet das zwei bis drei Trainingseinheiten pro Woche mit einer Dauer von 60 bis 90 Minuten. Wichtig ist, dass die Belastung kontinuierlich gesteigert wird, sobald Häufigkeit und Dauer ausgereizt sind. Eine höhere Trainingsintensität regt den Stoffwechsel an und sorgt dafür, dass auch in der Erholungsphase mehr Energie – und somit Fett – verbrannt wird.

Interessanterweise findet der Großteil der Fettverbrennung nicht während des Trainings, sondern in der Ruhephase statt. Das liegt daran, dass der Körper nach intensiver Belastung Kohlenhydratspeicher auffüllt und dabei auf Fettreserven zurückgreift. Dieser Nachbrenneffekt macht deutlich, dass auch kürzere, intensivere Einheiten einen wichtigen Beitrag zum Fettabbau leisten können.

Intensität statt Dogmen

Die Annahme, dass ein niedriger Puls ideal für die Fettverbrennung sei, greift zu kurz. Zwar wird bei niedriger Intensität ein größerer Anteil der Energie aus Fett gewonnen, doch insgesamt ist der Kalorienverbrauch geringer. Ein höherer Puls bedeutet einen höheren Energieverbrauch – selbst wenn dieser teilweise aus Kohlenhydraten stammt. Entscheidend ist, dass der Körper während der Erholung Fettreserven mobilisiert, um die Energiespeicher wieder aufzufüllen. Der Fokus sollte daher auf einem abwechslungsreichen Training liegen, das sowohl intensive als auch moderate Einheiten umfasst.

Abwechslung und Geduld

Für Anfänger gilt: Langsam starten und sich steigern. Es bringt nichts, sich zu Beginn zu überfordern. Wer jedoch schon länger trainiert, sollte auf Variation setzen. Unterschiedliche Trainingsmethoden und Intensitäten halten den Stoffwechsel aktiv und verhindern, dass sich der Körper an eine Belastung gewöhnt. Laufen, Radfahren, Schwimmen oder Krafttraining – jede Form von Bewegung trägt zur Verbesserung der Ausdauer und zur Steigerung der Mitochondrienleistung bei. Der ideale Fettabbaupuls? Den gibt es nicht. Was zählt, ist eine ausgewogene Mischung aus Belastung, Erholung und Motivation.

Quellen: Studien zur Herzfrequenz und Fettverbrennung (2023), Forschung zu Mitochondrien und Stoffwechsel (2024), Erkenntnisse aus der Trainingspraxis (2024).

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