Warum Laufschuhe entscheidend sind
Wohl jeder, der mit dem Laufen ernsthaft beginnen will und diese Absicht einem erfahrenen Athleten gegenüber äußert, kennt den Rat: "Kauf dir bloß die richtigen Schuhe!" Doch leichter gesagt als getan, schließlich ist kaum ein anderes Sportgerät in so großer Auswahl und mit so unterschiedlichen Eigenschaften erhältlich wie ein vermeintlich simpler Laufschuh. Da stellt sich schnell die Frage: Woher soll man wissen, welches Modell das Richtige ist?
Der Zweck von Laufschuhen
Eine berechtigte Frage, besonders wenn man an Barfußläufer wie Abebe Bikila denkt, der zweimal Olympiasieger im Marathon wurde. Doch Laufschuhe erfüllen neben dem Schutz vor Kälte und Verletzungen zwei wesentliche Funktionen: Sie dämpfen den Aufprall und stützen den Fuß. Besonders auf harten Untergründen wie Asphalt oder Schotterweg ist ein Polster zwischen Fuß und Untergrund unverzichtbar. Doch was hat es mit der Stützfunktion auf sich?
Die Biomechanik des Laufens
Der erste Bodenkontakt beim Laufen erfolgt in der Regel mit der hinteren Außenseite des Fersenballens. Anschließend knickt der Fuß leicht nach innen, um mit der gesamten Sohle aufzusetzen. Diese sogenannte Pronation ist das natürliche Dämpfungssystem des Sprunggelenks. Dabei helfen das Längs- und Quergewölbe des Fußes, die Belastung abzufangen. Schließlich verlagert sich das Körpergewicht nach vorne auf die inneren Zehenballen, von wo aus der Abdruck durch Strecken des Fußes erfolgt. Diese komplexe Abrollbewegung ist essenziell für den Laufrhythmus und eine gesunde Belastung der Gelenke.
Unterschiedliche Laufstile und ihre Anforderungen
Nicht jeder Läufer bewegt sich gleich. Während manche Läufer über die Ferse abrollen, bevorzugen andere den Vorfußaufsatz, besonders bei schnellen, kurzen Strecken. Diese Technik erfordert jedoch starke Wadenmuskeln und eine elastische Achillessehne. Für ungeübte Läufer kann das Vorfußlaufen jedoch Muskelkater oder gar Probleme mit der Achillessehne verursachen. Wer diese Technik ausprobieren möchte, sollte sich langsam herantasten und auf gut gedämpfte Schuhe achten.
Die Anatomie des Fußes
Jeder Fuß ist anders, und das hat Auswirkungen auf die Wahl des richtigen Schuhs. O-Beine, X-Beine, Hohl-, Senk- oder Plattfüße beeinflussen die Abrollbewegung erheblich. Während O-Beine und Hohlfüße die Pronation eher reduzieren, verstärken X-Beine und Plattfüße das Einknicken des Fußes nach innen. Um festzustellen, welcher Fußtyp vorliegt, kann ein einfacher Test helfen: Der Abdruck eines feuchten Fußes zeigt, wie stark das Längs- oder Quergewölbe ausgeprägt ist. Bei Unsicherheiten sollte jedoch immer ein Arzt oder Orthopäde konsultiert werden, insbesondere bei extremen Fehlstellungen.
Die richtige Schuhwahl
Bei der Wahl eines Laufschuhs unterscheiden sich die Modelle in Kategorien wie Neutral-, Stabilitäts- und Bewegungskontrollschuhe. Neutralschuhe eignen sich für Läufer mit normaler Pronation, während Stabilitätsschuhe eine moderate Unterstützung bieten. Bewegungskontrollschuhe hingegen korrigieren starkes Einknicken des Fußes, sind aber nicht für jeden Läufer notwendig. Neben der Stützkategorie spielt auch die Passform eine entscheidende Rolle: Ein guter Laufschuh sollte ausreichend Platz für die Zehen bieten, um Blasen und Druckstellen zu vermeiden.
Die Bedeutung der Dämpfung
Eine gute Dämpfung ist nicht nur für schwere Läufer wichtig, sondern auch für alle, die auf harten Untergründen wie Asphalt unterwegs sind. Hohlfüßler und Supinierer, deren Fuß wenig einknickt, sollten ebenfalls auf Schuhe mit exzellenter Dämpfung achten. Verschiedene Materialien wie EVA-Schaum, Gel oder Silikonelemente sorgen für eine effektive Stoßabsorption. Für längere Strecken oder Wettkämpfe ist es ratsam, auf Schuhe mit spezieller Dämpfung im Vorfuß- und Fersenbereich zu setzen.
Training der Fußmuskulatur
Ein starker Fuß ist die beste Voraussetzung für gesundes Laufen. Übungen wie Barfußlaufen, Greifen mit den Zehen oder Balanceübungen auf einem Wackelbrett fördern die Fuß- und Wadenmuskulatur. Kombiniert mit regelmäßigen Kräftigungsübungen und Koordinationstraining wird das Verletzungsrisiko deutlich reduziert. Ein wöchentliches Krafttraining für Läufer ist nicht nur Profisportlern zu empfehlen, sondern vor allem auch Einsteigern, die ihre Gelenke und Muskeln stabilisieren möchten.
Worauf man beim Schuhkauf achten sollte
Ein guter Laufschuh muss nicht teuer sein, sollte aber bestimmte Qualitätsmerkmale aufweisen. Modelle bekannter Hersteller sind meist besser verarbeitet und bieten eine größere Auswahl an Passformen. Wichtig ist, dass der Schuh den individuellen Bedürfnissen entspricht und angenehm sitzt. Ein fachkundiger Verkäufer im Sportgeschäft kann bei der Auswahl helfen, indem er den Laufstil und die Fußform des Kunden analysiert. Am besten probiert man die Schuhe nachmittags an, wenn die Füße leicht angeschwollen sind – ähnlich wie beim Laufen.
Der richtige Schuh für jeden Läufer - eine individuelle Wahl
Die Wahl des richtigen Laufschuhs ist entscheidend für ein gesundes und verletzungsfreies Lauftraining. Neben der orthopädischen Eignung sollte vor allem die Passform und das Tragegefühl ausschlaggebend sein. Mit der richtigen Beratung, regelmäßigen Übungen zur Fußkräftigung und einer individuellen Auswahl steht dem Laufvergnügen nichts mehr im Wege. Schließlich ist Laufen mehr als nur ein Sport – es ist ein Lebensgefühl.