fitness.com stellt die populärsten Kreuzband-OPs vor
Der Schmerz fährt in den Körper und mit ihm das Wissen um die Schwere der Verletzung: ein Kreuzbandriss. Doch was tun? Operation? Und falls ja, wann? Bei welchem Arzt? Welche Art von Operation? Diese Fragen stürzen auf den Patienten ein und er muss sich entscheiden. Mehr oder weniger sofort. Fitness.com erklärt Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Kreuzband-Operationen.
Muss ich mein Kreuzband operieren?
Diese Frage ist nicht so klar und eindeutig zu beantworten, wie man gemeinhin vielleicht glaubt. Zwar werden die meisten diagnostizierten Kreuzbandrisse auch operiert, aber ob es Sinn macht, hängt sehr stark vom Patienten ab. Alter, Lebensweise, bevorzugte Sportarten, Gewicht und vor allem die Stabilität des Knies sind entscheidende Faktoren. Allgemein gilt lediglich, dass bei einem nicht operierten Kreuzbandriss ein erhöhtes Arthrose-Risiko im Knie besteht. Und Arthrose ist auch im Alltag mit schwer zu ertragenden Schmerzen verbunden. Gerade alte Menschen, denen ihr Kreuzband reißt, werden ihr Arthrose Risiko nicht nennenswert durch eine Operation senken. Dort ist der Verschleiß schon eingetreten oder eben nicht. Zudem machen nur wenige der alten Menschen Extrem- oder Kontaktsportarten wie:
Fuß-, Hand-, oder Basketball. Bei diesen Sportarten, aber auch bei Kampfsportarten ist die Kniestabilität unverzichtbar.
Eine Operation wäre für diese Sportler fast immer empfehlenswert. Dasselbe gilt für sehr übergewichtige Personen, bei denen die Knie durch das große Eigengewicht auch im Alltag stark belastet werden. Bei Patienten, die eine sehr hohe Stabilität im Knie haben, kein Fußball oder ähnliches spielen und schon ein gewisses Alter (50 Jahre und mehr) haben, können nach ärztlicher Rücksprache durchaus auf eine Operation verzichten. Leider gibt es keine aussagekräftigen Statistiken über das Arthrose-Risiko bei nicht operierten Kreuzbändern, da Kreuzbandrisse eben meist operiert oder nicht entdeckt wurden.
Operation: Semitendinosus Muskel
Bei dieser Operation wird aus dem Muskel Semitendinosus eine zirka 20 Zentimeter lange Sehne entnommen. Dieser Muskelstreifen wird dann zu einem zwei Zentimeter kurzes, aber Kleinfinger dickes Band gewickelt. Damit kommt man der Beschaffenheit des echten Kreuzbandes sehr nahe. Zur Entnahme des Semitendinosus wird ein vier bis fünf Zentimeter langer Schnitt unterhalb des Knies geführt. Das alte Kreuzband wird arthroskopisch entfernt.
Um das zum Kreuzbandersatz gewickelte Semitendinosus Band einzuführen wird oberhalb des Knie im Oberschenkel ein weiterer Kanal gelegt und das Semitendinosus Band durchgezogen. Am Ober- und am Unterschenkel wird die Kreuzband Plastik (Ersatz) mit selbstauflösenden Zuckerschrauben befestigt. Der Vorteil dieser OP-Technik ist die hohe Reißfestigkeit der Kreuzbandplastik.
Der Nachteil zeigt sich in der Reha.
Man muss mindestens vier Wochen auf Krücken gehen und darf das operierte Knie in dieser Zeit nur bis zu zehn Kilogramm belasten. Dadurch hat man einen sehr starken Verlust an Muskelkraft, die man sich später mühsam auftrainieren muss.
Operation: Patella Sehne
Auch diese Operation wird mit Hilfe der Arthroskopie durchgeführt. Die Patellasehne führt über die Kniescheibe. Aus dieser kräftigen wie wichtigen Patella-Sehne wird die Kreuzband-Plastik entnommen und durch Haltefäden im Kniegelenk vernäht und dann ebenso mit selbstauflösenden Zuckerschrauben befestigt. Der große Vorteil der Patella-Plastik ist eine frühe Fixierung der Plastik. Zudem kann der Patient schon nach wenigen Tagen seine Reha mit gewisser Belastung beginnen.
Seine Muskulatur bildet sich weniger stark zurück. Als Nachteil der Patella-OP-Technik wird der Eingriff in die an sich gesunde Patella-Sehne gesehen. Neben dem gerissenen Kreuzband hat der Patient nun auch eine beeinträchtigte Patella-Sehne. Zwar sind erhöht auftretende Spätfolgen an der Kniescheibe oder der durch die OP beeinträchtigten Patella-Sehne dokumentiert, aber ein Eingriff in gesunde Sehnen ist nie wünschenswert.
Von einer Patella-Sehnen OP absehen, sollten Menschen, die wie bspw. Fliesenleger oder Kindergärtnerinnen oft auf Knien gestützt arbeiten. Der Eingriff wie die Narbenbildung wird noch über einen längeren Zeitraum Beschwerden hervorrufen, wenn ein Patient sein Gewicht häufig und lange am Tag auf seine Knie stützt.
Beide Operationstechniken haben sehr große Erfolgsaussichten.
Dabei wird allerdings auch eine intensive Reha vorausgesetzt, in der sich der Patient einerseits sehr anstrengt und andererseits aber auch nicht zu früh mit extremer Belastung beginnt.
Zeitpunkt:
Gesetzlich versicherte Patienten haben oft nicht die Wahl, wann sie ihre Operation durchführen können. Häufig muss man monatelang auf einen OP-Termin warten. Prinzipiell hat eine späte Operation den Nachteil, dass das beschädigte Knie wieder ausheilt, um dann wieder durch die Operation verletzt zu werden. Paradoxerweise kann aber auch genau in der Ausheilung des Kreuzbandrisses ein Vorteil liegen. Als Patient hat man ein sehr ausgeprägtes Körpergefühl und nach einigen Monaten spürt man selbst, ob das Knie ausreichend Stabilität besitzt und man deshalb auf eine Operation vielleicht ganz verzichten kann.
Wie auch immer man sich im Falle eines Kreuzbandrisses entscheidet: Ohne konsequentes Muskel und Aufbautraining geht nichts.