Die körperliche Fitness von Kindern und Jugendlichen ist ein Dauerthema, das nicht erst seit Berichten über die „dicken Kinder aus Landau“ in der Öffentlichkeit präsent ist. Eltern, Lehrer und Experten sind sich weitgehend einig: Kinder und Jugendliche brauchen mehr Bewegung, mehr Fitnessprogramme und eine gezielte Unterstützung in Sachen Ernährung. Doch was genau fehlt unseren Kindern, und was können wir tun, um ihre Gesundheit nachhaltig zu fördern?
Warum bewegen sich Kinder immer weniger?
Es ist kein Geheimnis, dass die körperliche Aktivität von Kindern und Jugendlichen in den letzten Jahrzehnten drastisch abgenommen hat. Studien belegen, dass die motorische Leistungsfähigkeit seit den 1980er-Jahren um mehr als 10 Prozent gesunken ist. Die Ursachen dafür sind vielfältig: Der zunehmende Medienkonsum, ein Mangel an Bewegungsangeboten im Alltag und eine generelle Veränderung der Freizeitgestaltung haben dazu geführt, dass Bewegung zur Ausnahme statt zur Regel wird.
Wie viel Bewegung brauchen Kinder wirklich?
Nach Empfehlungen der American Heart Association sollten Kinder und Jugendliche täglich mindestens eine Stunde moderater bis intensiver körperlicher Aktivität nachgehen. Doch die Realität sieht anders aus: Eine schottische Studie zeigt, dass 3- bis 5-jährige Kinder im Schnitt nur 20 bis 25 Minuten pro Tag aktiv sind. Den Großteil ihrer Zeit, nämlich rund 76 Prozent, verbringen sie mit sitzenden Tätigkeiten wie Fernsehen, Computerspielen oder Lernen. Besonders alarmierend: Auch bei älteren Kindern und Jugendlichen nimmt die körperliche Aktivität rapide ab.
Alarmierende Ergebnisse in Deutschland
In Deutschland zeichnen Studien ein ähnliches Bild. Eine Untersuchung des Projekts „Health Behaviour in School-aged Children“ ergab, dass nur 18 Prozent der Mädchen und 29 Prozent der Jungen an mindestens fünf Tagen in der Woche körperlich aktiv sind. Die AOK-Studie „Fit sein macht Schule“ zeigt ebenfalls einen besorgniserregenden Trend: Die Fitness von 9- bis 15-jährigen Schülern hat sich im Hinblick auf Ausdauer, Koordination und Kraft in den letzten Jahren deutlich verschlechtert.
Was läuft falsch?
Es ist nicht nur der Bewegungsmangel, der Kindern zusetzt. Auch die Ernährung spielt eine entscheidende Rolle. Viele Kinder konsumieren kalorienreiche, aber nährstoffarme Lebensmittel, was nicht nur die Fitness beeinträchtigt, sondern auch das Risiko für Übergewicht und damit verbundene Erkrankungen erhöht. Gleichzeitig mangelt es oft an Vorbildern: Wenn Eltern selbst wenig aktiv sind, fällt es den Kindern schwer, Bewegung in ihren Alltag zu integrieren.
Japan als Vorbild?
Ein Blick nach Japan zeigt, wie eine andere Herangehensweise aussehen könnte. Dort sind regelmäßige Fitness-Tests für Schüler verpflichtend, und das Fach Sport wird ernst genommen. Zudem gehören Gesundheitsunterricht, zahnärztliche Untersuchungen und verpflichtende Sportangebote zum Alltag an japanischen Schulen. Während dieses Modell sicherlich nicht eins zu eins auf europäische Verhältnisse übertragbar ist, bietet es doch wertvolle Anregungen.
Was können wir tun?
Kinder brauchen gezielte Fitnessangebote, die ihnen Spaß machen und sie motivieren. Ob in Form von Sportvereinen, Schulprojekten oder kreativen Bewegungsprogrammen – die Möglichkeiten sind vielfältig. Wichtig ist, dass die Angebote niederschwellig und inklusiv sind, damit wirklich alle Kinder davon profitieren können. Eltern und Lehrer spielen hierbei eine zentrale Rolle: Sie müssen als Vorbilder agieren und Kinder ermutigen, sich aktiv zu betätigen.
Fazit
Kinder und Jugendliche brauchen Bewegung – und zwar dringend. Doch anstatt ihnen nur mit erhobenem Zeigefinger zu begegnen, sollten wir ihnen die Freude an der Bewegung zurückgeben. Mit kreativen, spaßorientierten Programmen und einer gezielten Unterstützung können wir dafür sorgen, dass die nächste Generation nicht nur fitter, sondern auch gesünder aufwächst.