Gelenkschonender als Laufen, aber verletzungsanfälliger!
Zu dieser Jahreszeit sieht man sie sehr häufig. Zumindest auf allen asphaltierten Wegen, die einigermaßen anregend für Auge und Nase sind: Die Inline-Skater. Da wo ich wohne, ist es geradezu ideal für die Menschen, die auf Rollen ihren Fitness-Sport betreiben. Wenn sie am Wochenende ihre Runden vorbei an Schafen und nordischer Deichlandschaft ziehen, ist nicht jeder Skater mit Handgelenk-, Ellbogen-, Knieschützer und Helm ausgerüstet.
Ganz im Gegenteil. Oftmals sehe ich Inlineskater völlig ohne Protektoren. Dabei sind Helme ganz besonders unbeliebt. Der mangelnde Schutz scheint jedoch nicht ausschliesslich am Geld zu liegen. Viele laufen mit sehr teuren Inline-Skates und krönen ihren Look mit einer coolen Sonnenbrille.
Mit den technisch hochwertigen Sportgeräten können hohe Geschwindigkeiten erreicht werden und machen die Bewegung auf den schnellen Rollen zum Erlebnis. Aber auch körperliche (Ausdauer, Geschicklichkeit) und psychische Herausforderungen (Aufmerksamkeit, Reaktion) ermöglichen interessante Erfahrungen. Inline-Skating macht Spass, lockt die Menschen nach draussen und sorgt für Bewegung. Wie so oft beim Freizeitsport, ohne Anleitung hat die Sache natürlich auch einen Haken: Beim Inline-Skaten kann es zu ernsthaften Verletzungen kommen, wenn man mit unzureichender Technik und mangelnder Schutzausrüstung auf die Rollen geht. Häufigste Probleme sind mangelnde Fahr- und Bremstechnik, fehlende Schutzausrüstung und nicht angepasste Geschwindigkeit. Trotzdem sollte das Risiko nicht überbewertet werden. Schliesslich lassen sich diese Risikofaktoren durch entsprechende Ausrüstung und Ziel orientiertes Training minimieren oder gar ausschalten.
Geschichte und Entwicklung
Die eigentliche Idee des Inline-Skatings ist nicht neu. Im Jahre 1760 leistete ein Belgier namens John Josef Merlin Pionierarbeit, indem er Metallräder an Stahlkufen von Schlittschuhen befestigte und erste Gleitversuche auf diesen Rollen unternahm. Die Schuhe der neuen Generation wurden von den Gebrüder Olsen 1980 in Minneapolis, USA, entworfen, die als Eishockey-Spieler eine neue Methode zur Ausübung ihres Sommertrainings suchten und daher Polyurethanrollen zusammen mit einem Gummistopper unter einem Hartschalenschuh anbrachten. Hieraus entstanden verschiedene Formen des Inline-Skatings, die offiziell von den internationalen Verbänden der Sportart in vier Disziplinen unterteilt werden. Es gibt unter anderem Inline Hockey, Speed Skating, Aggressive- und Stunt-Skating. 90 % aller Skater sind allerdings Fitness-Skater.
Physiologische Auswirkungen
Inline-Skating ist eine sehr Gelenk schonende Ausdauersportart. Der Druck auf den Gelenkknorpel ist wesentlich geringer als beim Laufen, das Sprunggelenk muss das Körpergewicht nicht aus der Luft auffangen. Ausserdem wird der Druck – ähnlich wie beim Rad fahren – langsam aufgebaut.
Studien haben ergeben, dass bei regelmässigem Fitness-Skating die maximale Sauerstoffaufnahme und maximale Belastungszeit gesteigert wird. Ausserdem wirkt sich Inline-Skating positiv auf das Herz-Kreislauf-System aus. Die aerobe Ausdauerleistungsfähigkeit nimmt bei regelmässigem Training zu. Bei richtiger Technik entsteht ein Zuwachs der Muskelkraft, ähnlich wie beim Rad fahren.
Gelenkschonender als Laufen – allerdings bei wesentlich höherem Verletzungsrisiko
Das Verletzungsrisiko bei Inline-Skatern ist hoch. Das hängt mit Fahrgeschwindigkeiten von 20-30 km/h und sogar Spitzengeschwindigkeiten bei Speed-Skatern von über 50 km/h zusammen. Insbesondere dann, wenn die Bremstechniken nicht beherrscht werden.
Inline-Skater mit wenig Fahr-Erfahrung und ältere Menschen erleiden schwerere Verletzungen als geübte und junge Skater. Frakturen sind die Verletzungs-Klasssiker der Skater. Aber auch hier spielt das Alter eine Rolle: Hüftgelenksnahe Oberschenkelbrüche (mit langer Heilungszeit) treten sehr viel häufiger bei Fahrern über 35 Jahre auf.
Körperteile, die beim Skaten leicht verletzt werden, sind: distaler Unterarm, Handgelenk, Knie, Unterschenkel, Sprunggelenk, Kopf, Gesicht.
Neben Knochen- und Gelenkverletzungen in Form von Frakturen und Distorsionen kommen beim Inline-Skating auch Weichteilverletzungen durch Abschürfungen und Prellungen häufig vor.
Verletzungsprophylaxe und Haltungsschule
Ganz klar: Inline-Skating liegt im Trend. Trotz aller Risiken ist Inline-Skating ein toller Fitness-Sport für draussen, im Einklang mit der Natur. Um diesen Sport voll und ganz geniessen zu können, ist jedoch ein Training von Nöten. Viele Skater haben eine katastrophale Körperhaltung während des Skatens. Da wird mit den Armen gerudert, der Oberkörper permanent rund nach vorne gezogen, die Füsse knicken nach innen. Auch wenn diese Skater vielleicht nicht hinfallen, tragen sie durch ihre „Extra“-Bewegungen nicht gerade dazu bei, einen Ausgleich für den Rücken zu schaffen. Gut zu beobachten ist auch immer wieder, dass die Gleichgewichtsfähigkeit beim Übertragen vom linken auf den rechten Fuss und umgekehrt häufig sehr schwach ist. Man versucht dann durch eine Art paralleles Laufen, mit etwas weiter geöffneten Beinen, dem entgegen zu wirken.
Stürze durch Training vermeiden bedeutet also Rückentraining mit Haltungsschulung, leichtes Krafttraining, Gleichgewichtsschulung.
Veröffentlicht mit freundlicher Unterstützung http://www.fitnesstribune.com