Heilfasten und sachter Sport - Der Weg zu sich selbst

Heilfasten und sachter Sport - Der Weg zu sich selbst

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Das einzige, was man beim Heilfasten in unbegrenzter Menge zu sich nehmen darf: Wasser! Moses hat's gemacht, Mohammed, der Dalai Lama und wir auch - gefastet. Wir, das sind vier Freunde, die zwischen sieben und 14 Tagen nach der sogenannten "Buchinger Methode" gefastet haben. "Heilfasten nach Buchinger" heißt im Prinzip: Zweimal am Tag Saft, einmal Gemüsebrühe, dazwischen Kräutertee und Wasser so viel man will.

Fasten ist keine Diät

Während meine Freundin Martina und ihr Mann Berthold schon gefastet haben und sie diese "Super-Erfahrung" wiederholen möchten, sind Bettina und ich das erste Mal dabei. Bettina schlemmt für ihr Leben gerne, hat ein paar Pfunde zu viel und möchte durch Fasten ihr Naschbedürfnis ausbremsen. Ich dagegen gehöre zu denen, bei denen man sagt: "Duuu musst doch nicht fasten!!!" Da wären wir beim ersten Vorurteil: Fasten ist Diät halten.

Keine Diät, aber Abnehmen als Nebeneffekt

Stimmt nicht. Aber: Es ist die Chance, sich schlechte Ernährungsgewohnheiten abzugewöhnen und dabei das ein oder andere Pfund zu verlieren. Ich zum Beispiel trinke literweise Kaffee, esse viel einfach so "auf die Hand", und in der Kantine haue ich so viel Salz, Pfeffer - gerne auch mal Tabasco - auf das Essen, dass meinen Kollegen schon vom Zusehen schlecht wird. Kurzum: Ich will mal alles auf Null fahren, um wieder richtig schmecken zu lernen.

Außerdem bin ich natürlich auch auf die Erfahrung "Fasten" neugierig. Diese Neugierde wird gleich bei dem ersten "Entlastungstag" hart auf die Probe gestellt. Entlastungstag bedeutet: Obst, Reis, Kartoffeln oder Salat, kein Alkohol, kein Fleisch, keine Süßigkeiten und: kein Kaffee. "Ohne Kaffee bin ich kein Mensch und ich habe Kopfschmerzen", jammere ich ins Telefon. "Da beginnt schon die Entgiftung", sagt die Fasten-erfahrene Martina und rät mir, viel Wasser zu trinken und an die Luft zu gehen. Tatsächlich hilft der Spaziergang in der Mittagspause. Frische Luft und Bewegung sind während des Fastens ganz wichtig, aber dazu später.

Der Start beginnt auf der Toilette

Samstag ist dann unser erster Fastentag. Das heißt morgens: "Glaubern". Klingt harmlos, ist aber ziemlich unangenehm, muss ich sagen: 25 Gramm Glaubersalz in 3/4 Liter Wasser aufgelöst zum Abführen. Auch der Zitronensaft, den ich auf Martinas Rat hin einträufele, macht das Ganze nicht wirklich schmackhaft. Der Erfolg stellt sich schon kurze Zeit später ein und versöhnt ein wenig mit der Prozedur. Den ersten Tag verbringe ich mit Gemüsebrühe kochen - gleich für drei Tage - lesen, telefonieren und viel schlafen. Die ganze Zeit warte ich auf ein unbändiges Hungergefühl, aber nichts passiert.

Die ersten Tage: Gelüste und Bewegung

Am nächsten Morgen aber ist es soweit: Ich habe Hunger, besser gesagt: Riiiesen-Gelüste! Ein Cappuccino und dazu ein Käsebrötchen! Da hilft nur der Griff zum Telefon: Martina, Bettina und ich gehen spazieren, Berthold macht eine Mountainbiketour. "Aber nur die kleine Runde, 15 Kilometer und ganz entspannt", sagt er. Die Bewegung lenkt von dem Hunger ab und bringt den Kreislauf in Schwung. Von schnellen Sprints oder heftigem Krafttraining ist aber vor allem in den ersten beiden Fastentagen abzuraten.

Der zweite Fastentag war für mich im Nachhinein der schwierigste: Ich fühlte mich schlapp, war ein bisschen verfroren und konnte mich nicht so gut konzentrieren wie sonst. Ein guter Tipp von Martina war hier der sogenannte Leberwickel, das heißt: Eine Wärmflasche mit einem feuchten Tuch auf den Oberbauch legen, ab auf die Couch und schlafen.

Die Gemüsesaft-Party

Am Abend treffen wir "Mädels" uns dann im Fitnessstudio zu einer Yogastunde und sind danach bei Bettina, um unseren Gemüsesaft "abzukippen". Also "richtig einen drauf machen" ist natürlich anders, aber gemeinsam Fasten macht schon mehr Spaß als alleine...

Über den Berg: Energie kehrt zurück

Ab dem dritten Fastentag sind wir dann alle über dem Berg. Ich fühle mich fit und gar nicht mehr hungrig. Die Arbeit geht gut von der Hand, ich sorge nur für mehr Bewegung. Statt in der Kantine zu hocken, gehe ich mittags spazieren und abends ins Sportstudio. Den schalen Geschmack im Mund, der beim Fasten immer wieder auftritt, bekämpfe ich mit häufigem Zähneputzen. Am sechsten Tag dann ist es endlich soweit: "Fasten brechen!"

Fastenbrechen: Tee und ein Apfel

Langsam gekaut macht ein einziger Apfel nach den Abstinenz-Tagen pappsatt. Erstaunlich. Das Ergebnis unserer Fastenzeit: Bettina hat in einer Woche drei Pfund abgenommen und weiß jetzt, dass sie ihren Naschgelüsten durchaus widerstehen kann. Martina und Berthold haben ebenfalls abgenommen und fanden die Zeit auch "seelisch-geistig" bereichernd. Und ich? Ich schmecke wieder mehr. Salz und Pfeffer lasse ich jetzt in der Kantine stehen, trinke nur noch zwei Tassen Kaffee am Tag, dafür aber mehr Tee und Wasser. Alles in allem fühle ich mich rundherum wohl und finde: Fasten ist eine richtig gute Erfahrung.

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