In den letzten Jahren hat sich eine neue Generation von Foodbloggern und Influencern etabliert, die Gesundheit und Wohlbefinden in den Mittelpunkt ihrer Inhalte stellen. Sie präsentieren farbenfrohe Gerichte, geben vermeintlich wissenschaftlich fundierte Ratschläge und versprechen ihren Followern ein besseres Leben durch die richtige Ernährung. Doch was steckt wirklich hinter diesen Versprechen? Sind die vorgestellten Konzepte tatsächlich so gesund, wie sie dargestellt werden, oder handelt es sich lediglich um clevere Marketingstrategien?
Der Hype um "Clean Eating" und Co.
Begriffe wie "Clean Eating", "Superfoods" und "Detox" sind in den sozialen Medien allgegenwärtig. Sie suggerieren, dass es eine einfache Lösung für alle Gesundheitsprobleme gibt: Man muss nur die "richtigen" Lebensmittel essen und auf alles "Schädliche" verzichten. Doch was genau bedeutet das? Oftmals sind die Definitionen schwammig und basieren auf persönlichen Überzeugungen statt auf wissenschaftlichen Fakten. So kann es passieren, dass bestimmte Lebensmittelgruppen wie Gluten oder Milchprodukte pauschal als "ungesund" abgestempelt werden, obwohl es keine stichhaltigen Beweise dafür gibt, dass sie für alle Menschen schädlich sind. Vielmehr ist eine ausgewogene Ernährung, die alle wichtigen Nährstoffe enthält, der Schlüssel zu einem gesunden Leben. Und diese kann durchaus auch Gluten oder Milchprodukte beinhalten, wenn keine Unverträglichkeit vorliegt.
Ein weiteres Problem ist die Glorifizierung bestimmter "Superfoods". Diese Lebensmittel werden als besonders nährstoffreich und gesundheitsfördernd angepriesen. Dabei handelt es sich oft um exotische oder teure Produkte, die in der normalen Ernährung keine große Rolle spielen. Studien haben jedoch gezeigt, dass es nicht einzelne "Superfoods" sind, die unsere Gesundheit verbessern, sondern vielmehr die Vielfalt und Ausgewogenheit unserer Ernährung. Regionale und saisonale Produkte sind dabei oft genauso wertvoll oder sogar noch besser, da sie frisch und ohne lange Transportwege auf den Tisch kommen.
Die Rolle der Wissenschaft
Viele Foodblogger berufen sich auf wissenschaftliche Studien, um ihre Behauptungen zu untermauern. Doch oft werden diese Studien aus dem Zusammenhang gerissen oder selektiv zitiert, um die eigene Meinung zu bestätigen. Eine kritische Auseinandersetzung mit der wissenschaftlichen Evidenz findet kaum statt. Stattdessen werden Halbwahrheiten und ungesicherte Informationen verbreitet, die im schlimmsten Fall sogar gesundheitsschädlich sein können. Es ist daher wichtig, die Aussagen von Foodbloggern und Influencern stets zu hinterfragen und sich nicht blind auf ihre Ratschläge zu verlassen. Eine fundierte Recherche und die Konsultation von Experten sind unerlässlich, um sich ein eigenes Bild zu machen.
Die Macht der Bilder
Foodblogger und Influencer sind Meister der Inszenierung. Sie präsentieren ihre Gerichte in appetitlichen Bildern und Videos, die Lust auf mehr machen. Dabei wird oft mit Filtern und Effekten gearbeitet, um die Lebensmittel noch attraktiver darzustellen. Die Realität sieht jedoch oft anders aus. Nicht jedes Gericht gelingt auf Anhieb so, wie es auf den Bildern aussieht. Und nicht jeder Mensch hat die Zeit und die Fähigkeiten, die aufwendigen Rezepte nachzukochen. Zudem wird oft suggeriert, dass eine gesunde Ernährung nur mit viel Aufwand und Verzicht verbunden ist. Das kann dazu führen, dass Menschen sich überfordert fühlen und ihre guten Vorsätze schnell wieder aufgeben. Dabei gibt es viele einfache und leckere Gerichte, die sich problemlos in den Alltag integrieren lassen.
Gesundheit als Geschäftsmodell
Hinter vielen Foodblogs und Influencern steckt ein lukratives Geschäftsmodell. Sie verkaufen Kochbücher, Nahrungsergänzungsmittel oder andere Produkte, die ihre Follower angeblich für ein gesundes Leben benötigen. Dabei geht es oft weniger um die Gesundheit der Menschen als vielmehr um den Profit. Die Produkte sind oft überteuert und enthalten Inhaltsstoffe, die man auch durch eine ausgewogene Ernährung auf natürliche Weise aufnehmen kann. Zudem wird häufig mit Angst und Unsicherheit gespielt, um die Produkte besser zu verkaufen. So wird beispielsweise behauptet, dass bestimmte Lebensmittel krank machen oder dass man ohne Nahrungsergänzungsmittel nicht gesund leben kann. Diese Aussagen sind jedoch meist haltlos und dienen lediglich dazu, die Verkaufszahlen anzukurbeln.
Was wirklich zählt
Eine gesunde Ernährung ist ein wichtiger Faktor für unser Wohlbefinden. Sie sollte jedoch nicht zu einem Dogma verkommen, das uns einschränkt und unter Druck setzt. Vielmehr sollte sie uns Freude bereiten und uns guttun. Es gibt nicht die eine "richtige" Ernährung, die für alle Menschen gilt. Jeder Mensch ist individuell und hat unterschiedliche Bedürfnisse. Daher ist es wichtig, auf seinen Körper zu hören und eine Ernährungsweise zu finden, die zu einem passt. Eine ausgewogene Ernährung, die alle wichtigen Nährstoffe enthält, ist dabei die beste Wahl. Und diese kann durchaus auch Lebensmittel beinhalten, die von einigen Foodbloggern verteufelt werden. Wichtig ist, dass man sich informiert und kritisch mit den Informationen auseinandersetzt, die man erhält. Und vor allem sollte man sich nicht von den Versprechen und idealisierten Bildern der Foodblogger und Influencer blenden lassen.
Quellen:
* Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE): Ernährungsempfehlungen
* Verbraucherzentrale: Ernährung
* Bundeszentrum für Ernährung (BZfE): Ernährung heute