Beruf Fitnesstrainer: ein Traum oder ein Albtraum?

Beruf Fitnesstrainer: ein Traum oder ein Albtraum?

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Es klingt erst mal wie der Traumjob schlechthin: Den ganzen Tag in stylischen Sportsachen rumlaufen, ein paar motivierende Sprüche rauslassen und dabei noch fit bleiben. „Push it to the limit“ schreien, während man auf Instagram mit proteinreichen Smoothies posiert. Doch die Realität des Fitnesstrainer-Daseins sieht oft eher nach „Push it to the Mindestlohn“ aus. Willkommen in einer Branche, die junge, ambitionierte Menschen mit dem Versprechen von Glanz und Glamour anlockt, nur um sie dann mit einem metaphorischen Medizinball voller Enttäuschungen zu erschlagen.

Fitness statt Finanzen

Fangen wir beim Gehalt an. Denn das ist oft der Moment, in dem der Traum vom eigenen Gym mit Wellnessoase und Shakebar zerplatzt wie eine schlecht aufgepumpte Pilateskugel. Der Verdienst eines durchschnittlichen Fitnesstrainers liegt in vielen Studios kaum über dem Mindestlohn. Wer denkt, dass sich das mit wachsender Erfahrung bessert, der irrt. Höhere Gehälter bleiben meist ein Mythos, irgendwo zwischen Proteinriegel-Werbung und den Träumen vom Sechserpack. Fitnesstrainer sind die schlecht bezahlten Cheerleader des Sports, die mit breitem Lächeln auf die Matte hüpfen, während ihre Bankkonten still vor sich hin weinen.

Der Weg ins Hamsterrad

Doch bevor es überhaupt an den Hungerlohn geht, muss man erst mal die Ausbildung überleben. Ja, überleben. Denn statt fundierter Ausbildung oder eines motivierenden Studiums erwartet viele angehende Trainer eher eine Art moderner Lehrlings-Ausbeutung. Viele Institute und Fitnessketten nutzen ihre Azubis als billige Arbeitskräfte: frühmorgens Putzdienst im Studio, dann den ganzen Tag Kurse geben, und am Abend noch die Trainingspläne der Mitglieder checken. Das alles mit einem Monatsgehalt, das bestenfalls für ein paar Proteinshakes und ein Busticket reicht. Und wenn du denkst, du wirst belohnt, weil du freiwillig die Nachtschicht übernommen hast, während andere gemütlich Netflix schauen – Fehlanzeige. Denn Anerkennung gibt’s hier höchstens in Form eines Applauses, wenn du den Crosstrainer endlich mal wieder repariert hast.

Karriereleiter ohne Sprossen

Was ist mit Aufstiegschancen? Nun, die sind so realistisch wie die Hoffnung, dass der nächste Detox-Tee wirklich funktioniert. Die Karriereleiter in der Fitnessbranche gleicht eher einer Kletterwand, bei der jemand alle Griffe entfernt hat. Klar, du kannst vom „Trainer“ zum „Senior Trainer“ und mit etwas Glück vielleicht sogar zum „Studioleiter“ aufsteigen. Aber dabei ändert sich oft nur der Titel – das Gehalt bleibt wie das Fitnessstudio-WLAN: unzuverlässig. Und wer träumt, irgendwann sein eigenes Studio zu eröffnen, wird schnell von den Realitäten der Finanzwelt eingeholt. Denn während du noch versuchst, die Leasingraten für die Geräte zu bezahlen, hat der Franchise-Geber bereits den nächsten Monatsbeitrag abgebucht.

Motivationskrisen im Dauerlauf

Das größte Problem ist aber oft nicht mal der Hungerlohn, sondern die emotionale Belastung. Denn als Fitnesstrainer bist du nicht nur Motivator, sondern auch Therapeut, Babysitter und Entertainer in einem. Du hörst dir Geschichten über die Schwiegermutter an, während jemand auf dem Laufband langsam nach Luft schnappt, oder du wirst gebeten, noch „schnell“ eine Ernährungsberatung zu geben, obwohl deine Schicht eigentlich vor einer Stunde vorbei war. Dabei musst du immer gut gelaunt sein – selbst wenn dein Chef dir gerade erklärt hat, warum es leider keine Gehaltserhöhung gibt, aber immerhin kostenlose Handtücher.

Und doch: Irgendwie ein Traum

Trotz all dieser Herausforderungen gibt es immer wieder Menschen, die sich voller Leidenschaft für diesen Beruf entscheiden. Warum? Weil sie lieben, was sie tun. Weil sie Menschen motivieren, ihre Ziele zu erreichen, und weil sie das Gefühl haben, wirklich etwas zu bewirken. Und ja, manchmal kann es tatsächlich ein Traum sein, wenn ein Kunde dir nach Wochen des Trainings sagt: „Dank dir fühle ich mich endlich wieder wohl in meiner Haut.“ Diese Momente sind es, die viele Fitnesstrainer antreiben, auch wenn der Weg steinig ist und die Belohnung oft nur ein Schulterklopfen ist.

Traum oder Albtraum? Get real! 

Der Beruf des Fitnesstrainers ist eine Mischung aus beidem. Ein Traum für all jene, die mit Leidenschaft und Enthusiasmus arbeiten, und ein Albtraum für diejenigen, die auf finanzielle Sicherheit oder klare Karriereperspektiven hoffen. Wer sich für diesen Weg entscheidet, sollte sich bewusst sein, dass er mehr aus Liebe zum Sport als aus der Hoffnung auf Reichtum und Ruhm antritt. Und vielleicht – nur vielleicht – gelingt es der Branche eines Tages, die Arbeitsbedingungen zu verbessern, damit Fitnesstrainer nicht nur körperlich, sondern auch finanziell fit durchs Leben gehen können.

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