Exzentrisches Training: Warum es in Mikro- und Makrozyklen nicht fehlen darf

Exzentrisches Training: Warum es in Mikro- und Makrozyklen nicht fehlen darf

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In der Welt des Fitness- und Krafttrainings gibt es eine Vielzahl an Ansätzen, um Muskeln aufzubauen und die Leistungsfähigkeit zu steigern. Einer der am meisten unterschätzten, aber höchst effektiven Ansätze ist das exzentrische Training. Viele Menschen konzentrieren sich ausschließlich auf die konzentrische Phase, also das Anheben von Gewichten, und vernachlässigen dabei den wichtigen Teil, in dem die Muskeln unter kontrollierter Spannung nachgeben. Doch gerade diese Phase, bekannt als Exzentrik, birgt enormes Potenzial. Warum sollte exzentrisches Training in Mikro- und Makrozyklen integriert werden, und welche Vorteile bietet es? Dieser Artikel beleuchtet die Wissenschaft dahinter und liefert praxisnahe Tipps.

Was ist exzentrisches Training?

Exzentrisches Training beschreibt die Phase einer Bewegung, in der der Muskel nachgibt, während er gleichzeitig gedehnt wird. Ein klassisches Beispiel ist das kontrollierte Absenken eines Gewichts beim Bizepscurl. Diese Phase ist nicht nur für die Muskelentwicklung entscheidend, sondern auch für die Verbesserung der Kraft und Bewegungssteuerung. Studien zeigen, dass Muskeln in der exzentrischen Phase deutlich mehr Kraft entwickeln können als in der konzentrischen Phase, was sie besonders effektiv für den Muskelaufbau macht. Zudem führt die exzentrische Belastung zu einer intensiveren Aktivierung der Muskelfasern, wodurch Hypertrophieprozesse angeregt werden.

Vorteile von exzentrischem Training

Die Vorteile von exzentrischem Training sind vielfältig und wissenschaftlich gut dokumentiert. Ein zentraler Aspekt ist die Steigerung der maximalen Kraft. Da der Muskel in der Lage ist, in der exzentrischen Phase größere Lasten zu bewältigen, können gezielt höhere Widerstände eingesetzt werden. Dies führt langfristig zu einer verbesserten Gesamtleistung. Ein weiterer Vorteil liegt in der Verbesserung der Bewegungsökonomie. Exzentrisches Training fördert die Stabilität und Kontrolle in komplexen Bewegungsabläufen, was insbesondere für Sportler von Vorteil ist. Darüber hinaus wurde in Studien gezeigt, dass exzentrisches Training einen stärkeren Reiz für die Muskelhypertrophie setzt, da es die Mikrotraumata in den Muskelfasern erhöht, die für den Wachstumsprozess notwendig sind.

Auch im Rehabilitationsbereich spielt exzentrisches Training eine entscheidende Rolle. Es wird häufig zur Behandlung von Sehnenverletzungen eingesetzt, da die kontrollierte Belastung der Sehnen ihre Regeneration unterstützt. Aktuelle Forschungen aus dem Jahr 2023 belegen, dass exzentrisches Training bei der Behandlung von Achillessehnen- und Patellasehnenproblemen besonders effektiv ist. Dies liegt daran, dass die Sehnen durch die exzentrische Belastung sowohl in ihrer Struktur als auch in ihrer Belastbarkeit gestärkt werden.

Integration in Mikro- und Makrozyklen

Um die Vorteile des exzentrischen Trainings optimal zu nutzen, ist eine gezielte Integration in Mikro- und Makrozyklen essenziell. Mikrozyklen, die in der Regel eine Dauer von ein bis vier Wochen haben, eignen sich hervorragend, um spezifische Fähigkeiten wie Kraft oder Beweglichkeit zu verbessern. In dieser Phase kann exzentrisches Training in Form von spezifischen Übungen oder als Schwerpunkt einzelner Trainingseinheiten eingebaut werden. Makrozyklen, die mehrere Monate umfassen, bieten hingegen die Möglichkeit, exzentrisches Training in längere Periodisierungspläne zu integrieren, um langfristige Fortschritte sicherzustellen.

Ein Beispiel könnte darin bestehen, in einem Makrozyklus einen exzentrischen Block zu implementieren, in dem gezielt Übungen mit erhöhter exzentrischer Belastung durchgeführt werden. Dabei kann das Gewicht um 10 bis 20 Prozent gesteigert werden, während die konzentrische Phase von einem Trainingspartner unterstützt wird. Diese Methode eignet sich insbesondere für fortgeschrittene Athleten, die gezielt an ihrer Maximalkraft arbeiten möchten. Für Einsteiger ist es ratsam, zunächst mit dem eigenen Körpergewicht oder moderaten Gewichten zu arbeiten, um die Technik zu perfektionieren und das Verletzungsrisiko zu minimieren.

Worauf sollte man achten?

So effektiv exzentrisches Training auch ist, es erfordert ein gewisses Maß an Vorsicht. Da die Belastung auf die Muskeln und Sehnen deutlich höher ist als bei anderen Trainingsmethoden, besteht ein erhöhtes Risiko für Überlastung und Verletzungen. Eine saubere Technik ist daher unerlässlich, um die Gelenke zu schützen und die Belastung gezielt auf die Muskulatur zu lenken. Ebenso wichtig ist die ausreichende Regeneration. Da exzentrisches Training oft mit einem erhöhten Muskelkater einhergeht, sollten zwischen den Einheiten längere Pausen eingeplant werden. Experten empfehlen, exzentrisches Training maximal zwei bis drei Mal pro Woche durchzuführen, um eine optimale Balance zwischen Belastung und Erholung zu gewährleisten.

Ein weiterer Punkt, der beachtet werden sollte, ist die progressive Steigerung der Intensität. Besonders Anfänger sollten sich langsam an höhere Belastungen herantasten, um die Muskulatur und das Bindegewebe schrittweise zu stärken. Zudem ist es sinnvoll, exzentrisches Training mit anderen Methoden zu kombinieren, um eine ausgewogene Trainingsplanung sicherzustellen. Dies kann dazu beitragen, Überlastungen zu vermeiden und gleichzeitig die Vorteile der Exzentrik optimal auszuschöpfen.

Exzentrisches Training ist eine hochwirksame Methode, um Kraft, Muskelmasse und Bewegungsökonomie zu verbessern. Durch die gezielte Integration in Mikro- und Makrozyklen können sowohl kurzfristige als auch langfristige Trainingsziele effektiv erreicht werden. Die Wissenschaft zeigt, dass die Vorteile weit über den Muskelaufbau hinausgehen und auch im Bereich der Rehabilitation und Prävention wertvolle Anwendungen finden. Dennoch erfordert diese Trainingsmethode eine durchdachte Planung und sorgfältige Ausführung, um Risiken zu minimieren und die besten Ergebnisse zu erzielen. Mit der richtigen Strategie wird exzentrisches Training zu einem unverzichtbaren Werkzeug in jedem Fitness- und Trainingsplan.

Fußnoten: 1. Muskelhypertrophie durch Exzentrik: Studien aus dem Journal of Applied Physiology (2023). 2. Rehabilitation durch exzentrisches Training: European Journal of Sports Medicine (2023). 3. Belastungssteuerung: Empfehlungen der American College of Sports Medicine (2022).

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