Gyrotonic: Ganzheitliches Training für mehr Beweglichkeit und Wohlbefinden

Zugegeben, die Trainingsgeräte sehen schon etwas merkwürdig aus und erinnern eher an mittelalterliche Foltermaschinen statt an moderne Fitnessstudios. Doch dieser erste Eindruck täuscht gewaltig. Eigentlich dienen sie Übungen, die unseren Körper auf besonders sanfte und gleichzeitig effektive Weise trainieren sollen. Die Bewegungsabläufe, die durch die speziell gefertigten Geräte ermöglicht werden, sind dreidimensional, kreis- und spiralförmig. Sie erinnern an fließende, organische Bewegungen und stehen im Kontrast zu linearen, isolierten Übungen, die man aus herkömmlichen Fitnessstudios kennt. Das Ergebnis dieser dynamischen Bewegungen: Die Muskulatur wird abwechselnd gedehnt und entspannt – und das bis in die tiefsten Schichten. Dieses Zusammenspiel von Dehnung und Kräftigung fördert nicht nur die Beweglichkeit, sondern auch die Stabilität des gesamten Bewegungsapparates.

Eine Verletzung als Initialzündung: Die Entstehung von Gyrotonic

Erfunden wurde dieses innovative Bewegungssystem von Juliu Horvath, einem ehemaligen professionellen Tänzer. Er arbeitete als klassischer Tänzer in New York, bis er aufgrund einer schweren Wirbelsäulenverletzung seine Karriere aufgeben musste. Dieser Schicksalsschlag zwang ihn zur körperlichen und geistigen Neuorientierung. Er zog sich zurück und widmete sich intensiv den fernöstlichen Heilkünsten, darunter Akupunktur, Yoga und Tai Chi. Diese Auseinandersetzung mit traditionellen Bewegungssystemen, kombiniert mit seinen profunden Erfahrungen als Leistungssportler, bildete die Grundlage für die Entwicklung eines völlig neuen Trainingskonzepts: Gyrotonic. Anfangs nutzten vor allem Tänzer und andere Bewegungskünstler sein Programm, um ihre Leistungsfähigkeit zu steigern und Verletzungen vorzubeugen. Schnell erkannte man jedoch das breite Anwendungspotenzial von Gyrotonic, sodass es sich rasch auch unter Leistungs- und Freizeitsportlern sowie im therapeutischen Bereich etablierte.

Die Verschmelzung verschiedener Bewegungskulturen

Gyrotonic ist mehr als nur ein Trainingsprogramm; es ist eine harmonische Synthese verschiedener Bewegungskulturen. Es verbindet auf einzigartige Weise Bewegungselemente aus unterschiedlichsten Sportarten und Disziplinen: Fließende Abläufe des Schwimmens, die Anmut des Tanzes, die spirituelle Tiefe des Yogas und die Präzision des Balletts verschmelzen zu einem ganzheitlichen Bewegungserlebnis. Dazu kommen spezielle Atemmuster, die die Bewegungen unterstützen und die Energie im Körper lenken. Juliu Horvath entwickelte für sein Training spezielle Geräte, die es Menschen aller Altersstufen und Fitnesslevel ermöglichen, von den positiven Effekten zu profitieren. Die Geräte sind so konzipiert, dass sie die natürlichen Bewegungsmuster des Körpers unterstützen und gleichzeitig eine optimale Unterstützung bieten.

Jeder kann mit ihnen seine Beweglichkeit, Ausdauer und Kraft auf schonende Weise steigern. Besonders hervorzuheben ist die präventive Wirkung von Gyrotonic bei Rückenschmerzen. Durch die gezielte Mobilisierung der Wirbelsäule und die Stärkung der umliegenden Muskulatur können Verspannungen gelöst und Schmerzen gelindert werden. Ein willkommener Nebeneffekt des Gyrotonic-Trainings ist der Abbau von Stress. Die fließenden Bewegungen, kombiniert mit der bewussten Atmung, wirken beruhigend auf das Nervensystem und fördern das allgemeine Wohlbefinden. Es gibt sogar Hinweise darauf, dass die Gyrotonic-Bewegungen positive Auswirkungen auf die inneren Organe haben und in der Therapie von neurologischen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen unterstützend wirken können. Hier sind jedoch weitere wissenschaftliche Studien erforderlich, um diese Effekte abschließend zu belegen.

Gyrokinesis: Die freie Bewegung im Raum

Für diejenigen, denen die Übungen an den Geräten zunächst etwas unheimlich erscheinen oder die eine freiere Form des Trainings bevorzugen, bietet Gyrokinesis eine hervorragende Alternative. Dahinter verbergen sich Übungen mit wellenartigen, fließenden Bewegungen, die den Körper auf sanfte Weise trainieren. Im Gegensatz zum Gyrotonic-Training werden bei Gyrokinesis keine Geräte verwendet. Die Übungen werden im Sitzen auf einem Hocker, im Stehen oder auf der Matte ausgeführt. Ebenso wie beim Training an den Geräten spielt auch hier die bewusste Atmung  eine zentrale Rolle. Meist beginnt eine Gyrokinesis-Einheit mit einfachen Atemübungen, um den Körper auf die nachfolgenden Bewegungen vorzubereiten. Anschließend liegt der Fokus auf der Mobilisierung der Wirbelsäule. Durch die fließenden Bewegungen soll die Wirbelsäule in alle Richtungen bewegt und ihre natürliche Beweglichkeit wiederhergestellt werden. Gyrokinesis fördert nicht nur die körperliche Fitness, sondern auch die Körperwahrnehmung und das innere Gleichgewicht.

Professionelle Begleitung und individuelle Betreuung

Gyrotonic wird in spezialisierten Studios angeboten, die über die entsprechenden Geräte und qualifizierte Trainer verfügen. Die Trainer, die meist Physiotherapeuten oder Sportwissenschaftler mit einer Zusatzausbildung in Gyrotonic sind, verfügen über das notwendige Fachwissen, um die Übungen korrekt anzuleiten und an die individuellen Bedürfnisse der Trainierenden anzupassen. Da die Übungen präzise ausgeführt werden müssen, um optimale Ergebnisse zu erzielen und Verletzungen vorzubeugen, sind anfangs persönliche Trainingsstunden empfehlenswert.

In diesen Einzelsitzungen werden die Grundlagen des Gyrotonic-Trainings vermittelt und ein individueller Trainingsplan erstellt. Die Kosten für eine Gyrotonic-Einheit können je nach Studio und Trainer variieren und liegen in der Regel zwischen 30 und 80 Euro. Diese Investition in die eigene Gesundheit und Beweglichkeit kann sich jedoch langfristig auszahlen, indem sie Beschwerden lindert, die Leistungsfähigkeit steigert und das allgemeine Wohlbefinden verbessert.

Gyrotonic hat sich von einem Geheimtipp unter Tänzern zu einer anerkannten Trainingsmethode entwickelt, die Menschen jeden Alters und Fitnesslevels zugutekommt. Es ist mehr als nur ein Trend; es ist eine Bewegung, die den Körper auf ganzheitliche Weise anspricht und zu mehr Beweglichkeit, Kraft und Wohlbefinden verhilft.

Quellen: