Die Gefahren des Fastens

Die Gefahren des Fastens

Bild von Ryan McGuire auf Pixabay

Im Wort Fastnacht verbirgt sich bereits der Begriff „Fasten“. Doch um im Karneval einen direkten Bezug zur Hungerkur zu finden, bedarf es einer kleinen Sprachreise. „Carne vale“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „Fleisch, lebe wohl!“ – ein Abschied vom Fleischgenuss vor Beginn der Fastenzeit. Im Gegensatz dazu verweist „Fasching“ auf etwas ganz anderes, das wir heute eher mit dem Fest verbinden: Alkohol. Der Begriff leitet sich vom mittelhochdeutschen „Vaschang“ ab, das im 13. Jahrhundert den letzten Ausschank vor der Fastenzeit bezeichnete.

Die Wurzeln des Fastens

Die ursprüngliche Bedeutung der Fastnacht bestand darin, ein letztes Mal vor Aschermittwoch all jene Freuden des Lebens auszukosten, die während der Fastenzeit verboten waren. Papst Gregor der Große führte etwa 600 nach Christus die 40-tägige Fastenzeit ein, um die Gläubigen an die Leidenszeit Jesu in der Wüste zu erinnern. Später beschloss ein christliches Konzil, die Sonntage vom Fasten auszunehmen, wodurch die Fastenzeit heute 46 Tage vor Ostern beginnt. Der Termin für Ostern wiederum richtet sich nach dem jüdischen Pessachfest und orientiert sich an den Mondmonaten.

Fasten in der Tradition

In der kirchlichen Tradition ist Fleisch in der Fastenzeit tabu. Doch Fasten umfasst weitaus mehr als den Verzicht auf Fleisch: Süßigkeiten, Alkohol, Kaffee und sogar übermäßiger Medienkonsum werden in der Fastenzeit oft gemieden. Das Fasten ist eine bewusste Enthaltsamkeit, ein Entsagen der irdischen Gelüste, das eine tiefere Besinnung fördern soll.

Fasten als moderner Trend

Heute hat Fasten häufig seinen religiösen Bezug verloren. Stattdessen wird es als Möglichkeit gesehen, Körper und Geist zu reinigen oder als Methode zur Gewichtsreduktion genutzt. Dabei stößt man immer wieder auf Begriffe wie „Entschlackung“, ein Konzept, das in der Werbung omnipräsent ist. Doch gibt es diese Schlacke tatsächlich? Wissenschaftlich betrachtet: Nein. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) betont, dass im menschlichen Stoffwechsel keine Schlackenstoffe anfallen. Endprodukte des Stoffwechsels werden über Niere, Darm, Lunge oder Haut ausgeschieden. Punkt.

Der Mythos der Entschlackung

Trotzdem boomt der Markt für Entschlackungskuren und -tees. Warum? Vermutlich, weil das Versprechen einer inneren Reinigung verlockend klingt, selbst wenn es keine wissenschaftliche Grundlage dafür gibt. Die AOK warnt auf ihrer Webseite sogar vor Fastenkuren: Der Körper schalte bei Nahrungsentzug auf ein Notprogramm um, was bei späterer Nahrungsaufnahme zum berüchtigten Jo-Jo-Effekt führe. Statt den Körper zu entschlacken, sollte man Leber und Nieren unterstützen – beispielsweise durch ausreichendes Trinken von Wasser.

Die Gefahren des radikalen Fastens

Richtig gefährlich wird es, wenn radikal gefastet wird, also weder Makro- noch Mikronährstoffe zugeführt werden. Kreislaufprobleme, Herzrhythmusstörungen und Schwindel sind nur einige der möglichen Folgen. Eine Unterzuckerung kann Zittern, Schwitzen und Unruhe hervorrufen und in schweren Fällen lebensgefährlich sein. Ärzte warnen daher eindringlich vor solchen extremen Methoden.

Das paradoxe Hochgefühl

Einige Menschen berichten, dass sie sich während des Fastens befreit, leichter oder sogar euphorisch fühlen. Auch dieses Phänomen ist medizinisch erklärbar: Eine eingeschränkte Hirndurchblutung durch die reduzierte Nahrungsaufnahme kann kurzfristig Glücksgefühle auslösen. Doch diese Euphorie hält nur für kurze Zeit an und ist kein Zeichen dafür, dass Fasten dem Körper guttut.

Fasten mit Vorsicht genießen

Fasten mag eine lange Tradition haben und in Maßen durchgeführt auch positive Effekte haben, doch die Risiken sind nicht zu unterschätzen. Ein durchdachtes Konzept, das auf eine ausgewogene Ernährung setzt, ist langfristig gesünder und nachhaltiger als radikale Fastenkuren. Wer dennoch fasten möchte, sollte dies unter ärztlicher Aufsicht tun und auf seinen Körper hören.

Ein bewusster Umgang ist entscheidend

Fasten kann eine spirituelle Praxis oder ein Weg zur Selbstdisziplin sein, doch es darf nicht auf Kosten der Gesundheit gehen. Mit einem ausgewogenen Ansatz, der Genuss und Achtsamkeit verbindet, lässt sich mehr für Körper und Geist erreichen als durch strikte Enthaltsamkeit. Vielleicht ist es an der Zeit, das Fasten nicht als Verzicht, sondern als Chance zur bewussten Veränderung zu sehen.

0 Kommentare