Es ist erstaunlich, wie schwer sich manche Fitnessstudios mit der Digitalisierung tun. Während in vielen Branchen der digitale Wandel längst zum Standard gehört, hängen einige Studios immer noch in der analogen Vergangenheit fest. Ein Beispiel gefällig? Bereits 2018 konnte man in einem Artikel lesen, dass „Fitnesspläne auf Papier absolut überholt“ seien. Schön und gut, doch in vielen Studios scheinen diese Worte bis heute nicht angekommen zu sein. Fitnesspläne auf Papier? Immer noch Standard. Und WLAN im Studio? Ach, bitte! Noch 2013 konnte ich beobachten, wie Mitglieder in einem großen Studio frustriert feststellten, dass sie inmitten eines Mobilfunklochs stecken – und die Leitung hatte scheinbar nicht einmal daran gedacht, WLAN anzubieten.
Webseiten aus dem letzten Jahrhundert
Wer sich dann noch die Webseiten vieler Fitnessstudios anschaut, fühlt sich direkt in die frühen 2000er zurückversetzt. Altbackene Designs, uralte Kursbeschreibungen und Fotos, die so offensichtlich aus Bilddatenbanken stammen, dass man fast lachen muss. Und die Texte? Meistens einfallslos und ohne Mehrwert. Es scheint, als wäre die Digitalisierung für viele Studios nichts weiter als ein Fremdwort. Social-Media-Auftritte? Selten aktuell, oft dilettantisch und bestenfalls unfreiwillig komisch.
Datenschutz: Das ungelöste Problem
Die größte Sorge bei der Digitalisierung ist jedoch der Datenschutz. Man möchte gar nicht wissen, wie viele sensible Daten in Fitnessstudios ungesichert herumliegen. Es ist keine Seltenheit, dass Trainerschreibtische mitten im Studio stehen – ohne jeglichen Schutz vor neugierigen Blicken. Und auf den dort gelagerten Formularen findet man oft hochsensible Informationen über die Gesundheit der Mitglieder: Bluthochdruck, frühere Operationen oder sogar Krebserkrankungen. Daten, die ohne Notwendigkeit erhoben werden, weil viele Trainer schlichtweg nicht in der Lage sind, daraus sinnvolle Trainingspläne zu erstellen.
Mit der zunehmenden Digitalisierung verschärft sich dieses Problem noch. Digitale Mitgliederbetreuungssysteme speichern Daten in Clouds – oft bei Anbietern, die keine ausreichende Transparenz darüber bieten, wie sicher diese Daten wirklich sind. Datenschützer bekommen bei solchen Szenarien zurecht Bauchschmerzen. Daten sind das neue Gold, und wer garantiert, dass diese nicht weiterverkauft oder missbraucht werden?
Chancen durch Digitalisierung
Doch es gibt auch eine andere Seite der Medaille. Richtig eingesetzt, bietet die Digitalisierung enorme Chancen für Fitnessstudios und deren Mitglieder. Stellen Sie sich vor: Trainingspläne werden auf Tablets oder Handys angezeigt, anstatt in dicken Ordnern zu verstauben. Nicht nur umweltschonend, sondern auch deutlich praktischer. Mitglieder könnten ihren Fortschritt in Echtzeit verfolgen, Übungen mit Videos nachvollziehen und sogar individuelle Empfehlungen erhalten.
Warum nicht die gesammelten Daten nutzen, um das Erlebnis für die Mitglieder zu verbessern? Angenommen, ein Studio bietet regelmäßig Fitnesschecks an. Die Ergebnisse könnten kategorisiert werden: Rückenschmerzen, Bluthochdruck, Gewichtsmanagement und so weiter. Wenn dann ein passender Kurs startet, könnte das Studio automatisch die betroffenen Mitglieder informieren – per E-Mail, WhatsApp oder über eine App. Das wäre nicht nur smart, sondern auch ein echter Mehrwert für die Mitglieder.
Personalisierte Ansprache als Gamechanger
Die Digitalisierung ermöglicht eine personalisierte Ansprache der Mitglieder. Ein Trainer entdeckt einen spannenden Artikel über die neueste Rückentherapie? Dank digitaler Systeme könnte dieser Artikel direkt an Mitglieder mit Rückenproblemen weitergeleitet werden. Oder es gibt ein neues Yoga-Angebot? Die Datenbank macht es möglich, gezielt jene Mitglieder anzusprechen, die sich für Stressmanagement interessieren.
Solche Maßnahmen erhöhen nicht nur die Kundenzufriedenheit, sondern auch die Bindung ans Studio. Mitglieder fühlen sich wahrgenommen und betreut – ein entscheidender Vorteil in einer Branche, in der Kundenbindung oft ein großes Problem darstellt.
Die digitale Fitness-Zukunft
Natürlich bringt die Digitalisierung auch Herausforderungen mit sich. Die Schulung der Mitarbeiter, die Implementierung neuer Systeme und der Umgang mit Datenschutzfragen sind alles andere als trivial. Doch der Aufwand lohnt sich. Studios, die den Sprung in die digitale Zukunft wagen, haben die Chance, sich von der Konkurrenz abzuheben und echte Mehrwerte für ihre Mitglieder zu schaffen.
Es ist Zeit, dass Fitnessstudios die Digitalisierung nicht länger als Bedrohung, sondern als Chance sehen. Denn eines ist klar: Die Zukunft gehört denjenigen, die sich anpassen können. Also, liebe Fitnessbranche: Ran an die Geräte – und diesmal meinen wir nicht nur die Gewichte, sondern auch die digitalen!