Rückbildungsgymnastik nach einer Schwangerschaft

Rückbildungsgymnastik nach einer Schwangerschaft

Foto von Andrea Piacquadio von Pexels

Sechs Wochen nach der Geburt ging ich zusammen mit meinem kleinen Baby zum ersten Mal zu meinem Kurs. Einerseits trieb mich der Wunsch dorthin, meinem von Schwangerschaft und Geburt etwas aus der Form geratenen Körper wieder Schliff zu geben, andererseits hoffte ich auf ein paar nette Bekanntschaften. Zumindest eines der beiden Ziele habe ich erreicht...

Von Babys und Balanceakten

Meine Trainerin war eine sehr erfahrene Hebamme, die uns Frauen dazu ermutigte, unsere Babys auch einmal schreien zu lassen, und uns ganz auf die Gymnastik zu konzentrieren. Ein netter Tipp, leider völlig umsonst. Denn die Anwesenheit anderer Mütter, deren Babys vielleicht gerade friedlich am Schnuller nuckelten, schien es uns Frauen nicht gerade leicht zu machen, unsere eigenen Schreihälse zu ignorieren. So trug schon bei den ersten sanften Aufwärmübungen etwa die Hälfte der Frauen ihre Babys auf dem Arm – eine Rückbildungsgymnastik der etwas anderen Art.

Wieder laufen lernen

Zu meiner Überraschung ging es am Anfang des Kurses weniger um anstrengende Übungen als vielmehr darum, wie wir den für Schwangere typischen Enten-Watschel-Gang ablegen können, um uns wieder elegant und fraulich zu bewegen. Eine Übung, die mir völlig überflüssig schien – zählte ich mich doch nie zu den Schwangeren, denen man schon von hinten ihre schwere Last ansah. Also wartete ich weiter darauf, endlich ins Schwitzen zu geraten.

Beckenboden-Alarm

Doch dann das: Die Trainerin ließ eine Tafel herumgehen mit einer Zeichnung der weiblichen Anatomie, genauer gesagt der Vagina und der dahinterliegenden Muskulatur. Sie erklärte uns genau, welche Stellen wie weit gedehnt wurden bei der Geburt und welche schlimmen Konsequenzen ein ausgeleierter Beckenboden haben kann. Wollte ich das wirklich wissen? Nicht unbedingt. Aber jetzt war es zu spät – der Beckenboden wurde zum zentralen Thema des Kurses.

Um den Beckenboden erst einmal „spüren zu lernen“, mussten wir uns auf Gymnastikbälle setzen. Zwischen Beckenboden und Ball: die offenen Hände einer Partnerin. Jawohl – so kommt man sich näher, als man vielleicht möchte. Aber immerhin hatte ich damit mein zweites Kursziel, neue Bekanntschaften zu machen, schneller erreicht als erwartet. Denn als wir gegenseitig unsere Beckenböden „spürten“, konnten wir nicht anders, als über anderes zu reden und uns für einen Kaffee danach zu verabreden.

Ein Muskel mit Alltagspotenzial

Der Beckenboden, so stellte sich heraus, war das Herzstück der Rückbildungsgymnastik. Damit wir diese so schwer zu ergründende Muskelgruppe immer wieder anspannten, ließ sich die Trainerin kreative Bilder einfallen: „Stellt Euch vor, in Euch drin ist ein Fahrstuhl, den Ihr hochziehen müsst...“ Oder: „Ihr sitzt auf einer Erdnuss, die muss in den Körper rein.“ Das Ergebnis? Wir widmeten uns unseren Beckenböden mit einer Hingabe, die fast schon rührend war – im Liegen, Sitzen, Gehen, mit oder ohne Gymnastikball, mit oder ohne Baby auf dem Arm.

Die hohe Kunst des Anspannens und Lösens

Praktische Tipps gab es obendrein: „An roten Ampeln oder in der Supermarktschlange könnt Ihr den Beckenboden ganz unauffällig anspannen – und, ganz wichtig, wieder lösen!“ Das klang zwar banal, machte aber Sinn. Und wo waren sie jetzt, die Übungen, die meinen Körper wieder auf alte Maße zurückbringen sollten? Geduld, erklärte die Trainerin: „Erst wenn Ihr bei ganz voller Blase hüpfen könnt, ohne ein Tröpfchen zu verlieren, könnt Ihr anfangen mit Joggen und solchen Sachen.“

Ein Fazit mit Bauchgefühl

Rückbildungsgymnastik ist mehr als nur ein Fitnesskurs. Es ist eine Mischung aus körperlicher Rehabilitation, sozialem Austausch und, ja, manchmal auch unfreiwilliger Komik. Während ich meinen Beckenboden weiter trainiere – ob im Bus, im Büro oder an der roten Ampel –, hoffe ich, dass sich mein Körper Schritt für Schritt regeneriert. Denn wenn eines klar wurde, dann das: Ein starker Beckenboden ist nicht nur gut für die Gesundheit, sondern auch für das Selbstbewusstsein.

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