Das Projekt „Superpumpme“ geht in die entscheidende Phase. Seit mehreren Wochen nehme ich täglich zwei verschiedene Eiweiß-Shakes zu mir. Höchste Zeit, bei einem Experten nachzufragen, ob das auch wirklich gut für mich ist. Berend Breitenstein, Gründer der German Natural Bodybuilding and Fitness Federation (GNBF e.V.), Bodybuilder und Buchautor, kennt sich aus. Im Fokus steht das Natural Bodybuilding, bei dem Dopingmittel strikt verboten sind. Stattdessen setzen die Athleten auf Disziplin, Ernährung und Training. Ein Gespräch über Eiweiß, Muskelaufbau und die Geheimnisse eines gesunden, muskulösen Körpers.
Ist Eiweiß immer noch „natural“?
„Eiweißpräparate fallen durchaus unter den Begriff Natural-Training“, erklärt Breitenstein gleich zu Beginn des Gesprächs. „Die Grenze wird dort gezogen, wo Hormone ins Spiel kommen: Anabolika, Wachstumshormone oder Diuretika. Aber Eiweißpulver geht auf jeden Fall noch als Natural Bodybuilding durch.“ Eine klare Ansage, die beruhigend wirkt, wenn man beim nächsten Shake an der Sinnhaftigkeit seiner Wahl zweifelt.
Was bringen Eiweißpräparate wirklich?
„Nur Eiweiß baut Muskeln auf. Weder Kohlenhydrate noch Fette können das“, betont Breitenstein. „Eiweiß ist der Baustoff des Körpers. Richtig eingesetzt, können Eiweißpräparate eine sinnvolle Ergänzung sein. Zum Beispiel nach dem Training in Form von Whey-Protein kombiniert mit leicht verdaulichen Kohlenhydraten wie Bananen oder Trockenfrüchten.“ Nahrungsergänzungsmittel seien jedoch kein Allheilmittel. Sie seien das „i-Tüpfelchen“, das eine solide Ernährung ergänzt, nicht ersetzt.
Ernährung und Training: Der Schlüssel zum Erfolg
Breitenstein beschreibt, wie wichtig es ist, regelmäßig zu essen, etwa alle zwei bis drei Stunden. „Du musst deinen Körper mit Baustoffen und Brennstoffen versorgen. Eiweiß ist der Baustoff, Kohlenhydrate und Fette die Energiequellen.“ Er unterscheidet dabei zwischen verschiedenen Trainingsphasen wie Aufbau, Regeneration und Definition. In jeder Phase müsse die Ernährung entsprechend angepasst werden. „Das Ziel ist, den Stoffwechsel in eine anabole Situation zu bringen, in der der Körper Muskeln aufbaut.“
Die Freude am Training
„Bodybuilding ist ein einziger Glücksmoment“, schwärmt Breitenstein. „Das Gefühl, wie deine Muskeln arbeiten, wie dein Körper als Einheit funktioniert – das ist unvergleichlich. Natürlich freut man sich auch über die optischen Resultate. Aber das eigentliche Glück liegt im Training selbst, im bewussten Spüren und Kontrollieren des Körpers.“ Für Breitenstein ist der Sport nicht nur Mittel zum Zweck, sondern eine Lebensweise, die Gesundheit, Disziplin und Freude miteinander verbindet.
Der „wässrige Look“ – Was läuft schief?
Viele Bodybuilder kämpfen mit einem aufgequollenen, „wässrigen“ Erscheinungsbild. „Das liegt oft an Fehlern in der Ernährung oder im Training“, erklärt Breitenstein. „Aus meiner Sicht ist Qualität entscheidend. Es geht nicht darum, möglichst große Muskeln zu haben, sondern eine ästhetisch ansprechende, gut durchtrainierte Muskulatur.“ Ein Körper mit 3-5 Kilogramm zusätzlicher Muskelmasse bei einem definierten Erscheinungsbild sei oft das Optimum, sowohl für das Auge als auch für den Wettkampf.
Klimmzüge als Maßstab
Auf die Frage nach seinen eigenen Leistungen in der Vergangenheit gibt Breitenstein schmunzelnd zu: „Breit gefasst, bis zur Nase hochgezogen und ganz ausgehängt, waren es 15-17 Stück.“ Eine beeindruckende Zahl, die zeigt, dass Bodybuilding nicht nur ästhetische, sondern auch funktionelle Komponenten umfasst.
Fazit
Natural Bodybuilding ist weit mehr als Muskelaufbau. Es ist eine Lebenseinstellung, die auf Disziplin, bewusste Ernährung und Freude am Training setzt. Eiweißpräparate können eine sinnvolle Ergänzung sein, aber letztlich zählt die Gesamtstrategie: regelmäßige Mahlzeiten, gezieltes Training und der Fokus auf Qualität statt Masse. Der wässrige Look? Ein Mythos, wenn man es richtig macht. Und das Wichtigste: Die Glücksmomente im Training sind der wahre Gewinn – sei es durch ein bewusstes Körpergefühl oder den Stolz auf die eigenen Fortschritte. Wir danken Berend Breitenstein für dieses inspirierende Gespräch!
