Bipolare Störungen – eine Achterbahn der Gefühle auch bei Sportler

Bipolare Störungen – eine Achterbahn der Gefühle auch bei Sportler

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Wenn das Leben zwischen Euphorie und Absturz pendelt

Für viele Menschen ist der Sport ein Ventil für Emotionen. Doch was passiert, wenn Sportler nicht nur auf der Laufbahn oder im Wettkampf Höhen und Tiefen erleben, sondern auch in ihrem Inneren? Die bipolare Störung ist eine ernstzunehmende psychische Erkrankung, die sich durch extreme Stimmungsschwankungen auszeichnet – von euphorischer Manie bis zu lähmender Depression. Dabei ist sie keineswegs selten: Laut aktuellen Studien sind etwa 1-3 % der Bevölkerung betroffen, und es gibt Hinweise darauf, dass Leistungssportler überdurchschnittlich häufig darunter leiden.

Warum gerade Sportler besonders gefährdet sind

Sportler leben von Extremen: Der Siegesrausch nach einem gewonnenen Wettkampf kann sie in Höhen katapultieren, während eine Niederlage oder Verletzung tiefe Abgründe der Frustration eröffnet. Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass intensive körperliche Belastung zwar kurzfristig die Stimmung verbessern kann, aber langfristig auch eine bipolare Störung verstärken könnte. Eine Studie der Harvard Medical School von 2023 weist darauf hin, dass intensiver Leistungssport das Risiko für psychische Instabilität erhöhen kann, insbesondere durch hormonelle Schwankungen und den enormen Druck, dauerhaft Spitzenleistungen zu erbringen.

Die Schattenseiten der Manie

Manische Episoden sind nicht nur von Hochgefühlen und grenzenlosem Selbstbewusstsein geprägt, sondern bringen auch erhebliche Risiken mit sich. Sportler in einer manischen Phase neigen dazu, sich zu überlasten, zu wenig zu schlafen und impulsive Entscheidungen zu treffen – sei es im Training, in der Karriere oder im Privatleben. Das kann zu Verletzungen, riskantem Verhalten oder übermäßiger Selbstüberschätzung führen. Die Universität Zürich veröffentlichte 2024 eine Studie, die nahelegt, dass unkontrollierte Manie das Verletzungsrisiko bei Sportlern verdoppeln kann.

Wenn die Depression zuschlägt

Die depressive Phase ist das dunkle Gegenstück zur Manie: Antriebslosigkeit, Konzentrationsprobleme, Selbstzweifel und sozialer Rückzug sind typische Merkmale. Besonders fatal ist, dass betroffene Sportler oft erst spät Hilfe suchen, da psychische Erkrankungen in vielen Sportarten noch immer tabuisiert werden. Eine Studie des Deutschen Sportbundes aus dem Jahr 2024 ergab, dass über 60 % der betroffenen Sportler aus Angst vor Stigmatisierung keine professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.

Wie kann geholfen werden?

Die Behandlung der bipolaren Störung hat sich in den letzten Jahren weiterentwickelt. Neben medikamentöser Therapie mit modernen Stimmungsstabilisatoren wie Lithium oder Valproat stehen heute auch psychotherapeutische Ansätze und Sportpsychologie im Fokus. Integrierte Therapieprogramme, die individuelle Trainingspläne, psychologische Unterstützung und Ernährungsoptimierung kombinieren, haben sich als besonders effektiv erwiesen. Eine Studie der University of Oxford aus dem Jahr 2023 zeigt, dass kognitive Verhaltenstherapie in Kombination mit moderatem Sport eine deutliche Reduktion der Stimmungsschwankungen bewirken kann.

Der Umgang mit der bipolaren Störung im Sport

Die bipolare Störung bleibt eine Herausforderung, doch sie ist behandelbar – auch für Sportler. Entscheidend ist, dass Betroffene frühzeitig professionelle Hilfe suchen und eine auf sie zugeschnittene Therapie erhalten. Gleichzeitig muss sich der Sport als Branche weiterentwickeln und psychische Erkrankungen enttabuisieren. Denn nur wer auch mental gesund ist, kann langfristig erfolgreich und glücklich im Sport bleiben.


Quellen:

Harvard Medical School (2023): Psychische Auswirkungen von Leistungssport auf bipolare Störungen.
Universität Zürich (2024): Korrelation zwischen Manie und Verletzungsrisiko bei Sportlern.
Deutscher Sportbund (2024): Studie zur Stigmatisierung psychischer Erkrankungen im Sport.
University of Oxford (2023): Kognitive Verhaltenstherapie und Sport bei bipolaren Störungen.

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