Warum soll bei einem Bauchmuskelraining oder auch bei manch anderen Übungen der Bauchnabel eigentlich Richtung Wirbelsäule gezogen werden?
Fragt man den Trainer, dann erhält man meist keine befriedigende Antwort. Oft ist die Begründung lediglich: "Weil man das eben so macht!" oder auch "Damit wird die Tiefenmuskulatur aktiviert!" Aha, sehr interessant und welche soll das sein? Wenn man dann Glück hat, erhält man als Antwort Transversus abdominis (TVA) oder auf Deutsch quer verlaufender Bauchmuskel.
Auf die Frage, warum es denn unbedingt nötig sei, diesen Muskel anzuspannen, erhält man dann aber meist keine Begründung mehr. Aus genau diesem Grund wird in diesem Artikel darauf eingegangen, ob es tatsächlich notwenig ist, den Bauchnabel Richtung Wirbelsäule zu ziehen, bevor irgendeine Bewegung gemacht wird.
Ist unser Körper unfähig?
Was einen schon wundern mag, ist, dass die Aktivierung der Tiefenmuskulatur, wenn diese so wichtig ist, nicht von unserem Nervensystem ganz automatisch für uns übernommen wird. Viele wichtige Reflexe wie Niesen, Husten oder Zwinkern werden ja auch von unserem Körper übernommen, ohne dass wir darüber nachdenken müssen. Wahrscheinlich sind wir in dieser Beziehung eine Fehlkonstruktion, denn bei den meisten Menschen lässt sich sogar beobachten, dass sie tief Luft holen und diese dann anhalten, wenn sie etwas Schweres heben müssen. Offensichtlich sind auch Gewichtheber in dieser Beziehung völlig falsch trainiert, denn wenn man einigen Trainerratschlägen glaubt, dann muss der Bauchnabel Richtung Wirbelsäule, ohne Wenn und Aber.
Zum Glück haben wir das im Fitnessbereich in den letzten 15 Jahren gelernt, denn wer weiss, ob wir Menschen es ansonsten mit so einem verkorksten Muskelsystem noch mal ein paar Hunderttausend Jahre schaffen werden. Wahrscheinlich waren unsere Vorfahren, die Mammuts jagten und vor wilden Tieren flüchten mussten, ganz schön blöd dran ohne die Aktivierung ihrer Tiefenmuskulatur. Man mag sich gar nicht vorstellen, weIchen Risiken unsere Vorfahren ihren Rücken aussetzten, wenn sie ihre Keule schwangen, ohne vorher ihren TVA anzuspannen.
Die Rolle des Transversus abdominis
Scherz beiseite. Für all diejenigen, die sich mit Training, Rückproblemen und Rehabilitation beschäftigen, ist es wichtig, die Rolle des TVA zu verstehen und richtig einzuschätzen. Oie oberen Zeilen sollen nicht zum Ausdruck bringen, dass der TVA keine wichtige Rolle spielt, denn das tut er, aber es ist an der Zeit, die häufig gehörten Trainingsempfehlungen zu hinterfragen.
Bevor wir das tun, werfen wir zunächst einmal einen Blick auf die Funktion des TVA.
Unsere Bauchmuskulatur besteht, wie die Meisten wissen werden, aus vier Muskeln: dem geraden Bauchmuskel, der das begehrte Sixpack bildet, den äusseren und inneren schrägen Bauchmuskeln und schliesslich dem quer verlaufenden Bauchmuskel, dem TVA. Er bildet die tiefste Schicht aller Bauchmuskein und hat seinen Ursprung in der Innenfläche des 7.-12. Rippenknorpels, der Lendenaoneurose und dem Darmbeinkamm. Da der TVA unseren Körper quasi wie ein Nierengurt umschlingt, wird diesem Muskel von manchen Wissenschaftlern eine wichtige Rolle bei der Stabilisierung unsere Wirbelsäule zugesprochen. Er formt zusammen mit Muskeln des Rückens und des Beckenbodens sozusagen den Muskelzylinder, der unsere Wirbelsäule umschliesst.
Training des Transversus abdominis
Anscheinend ist es dann doch gar keins schlechte Idee, den TVA zu trainieren damit er kräftiger wird, oder? Wahrscheinlich doch, denn so zeiger beispielsweise Studien von HOFFEF und ANDREASSEN, dass 25% des Kontraktionsmaximums der Muskulatur um ein Gelenk ausreichen, um diesem Gelenk die optimale Stabilität zu geben. Zusätzlich zeigen Studien von MCGILL, dass bei den meisten Alltagstätigkeiten eine muskuläre Aktivierung von 10% und weniger vollkommen ausreichend ist, um für genügend Stabilität zu sorgen. Mit anderen Worten: Bei keinem Menschen ist der TVA für den Alltag zu schwach, sodass ein Training für dessen Kräftigung auch nicht nötig ist.
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Bauchmuskulaturtraining
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