„Das Geheimnis der Reichen und Schönen“ – im neuen Format
Die Wissenschaft ist seit jeher eine Auseinandersetzung mit Beobachtungen, den Versuchen diese Beobachtungen zu erklären, ihnen im Grunde einen Ursprung zuzuordnen, und die Erklärung durch empirische Methoden zu erhärten. Im besten Fall wird aus einer Hypothese ein Faktum, im schlechtesten Fall ein harter Glaube, der sich durch gegenteilige Fakten nicht unterkriegen lässt.
Auf welchen Grundlagen basiert die Annahme, dass die Stoffwechselkur / hCG Diät funktionieren soll?
In den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts beobachtete der Endokrinologe Albert Simeons während eines Aufenthalts in Indien, dass es schwangeren Frauen, trotz Mangelernährung und harter Arbeit, möglich war bei guter Gesundheit Kinder zu gebären. Er begründete dies mit der Hypothese, dass ein bestimmtes Schwangerschaftshormon, das humane Choriongonadotropin (hCG), die Mobilisierung der Fettreserven zum Zweck der Energiebereitstellung erhöht, das Hungergefühl dämpft und das allgemeine Wohlbefinden stärkt.
Stoffwechselkur: Albert Simeons und das HCG Weight Loss Protocol
Nach seiner Rückkehr nach Europa arbeitete Albert Simeons an der Perfektionierung seines HCG Weight Loss Protocols, welches schon damals mit einer starken Kalorienrestriktion (ca. 500kcal/Tag) einherging, und zum damaligen Zeitpunkt eine gewissen Berühmtheit erlangte. Auch wenn er von seinem Programm und seinen Erfolgen überzeugt war, lehnte der Endokrinologe Albert Simeons – laut anekdotischen Berichten im Internet1 – Hilfsanfragen von diversen Hollywood-Stars ab, mit der Begründung, dass diese Therapie zwar überflüssiges Speicherfett abbaue, aber kein notwendiges Strukturfett. Im ursprünglichen Zustand war die hCH-Diet also eine Therapieform für stark übergewichtige Menschen, keine Modediät, welche ein übertriebenes Schlankheitsideal unterstützen sollte.
Hat das Schwangerschaftshormon hCG einen Einfluss auf den Stoffwechsel?
In den Folgejahren erlebte diese Form der Diät immer wieder Renaissancen, unter anderem auch in Wissenschaftsbereich. So wurden hauptsächlich in den 70er Jahren mehrere Studien durchgeführt, die den Effekt von hCG auf das Fettgewebe untersuchten. Im Jahr 1995 wurden diese Studien in einer Metaanalyse zusammengefasst, und ausgewertet.2 Insbesondere in den doppelblind-placebokontrollierten Studien höherer Qualität wurde festgestellt, dass es zwar durch die starke Kalorienrestriktion einen Abnehmeffekt gibt, allerdings keine signifikanten Unterschiede zwischen den hCG-Gruppen zu den Placebo-Gruppen.
Schwangerschaftshormon und Stoffwechselkur
Das Hormon selbst scheint also keine direkte Wirkung auf den Stoffwechsel, und das Fettgewebe zu zeigen. Dass durch die „Medikamenten-Unterstützung“ an sich ein Placebo-Effekt möglich ist, welcher sich positiv auf das Durchhalten der Diät und das subjektive Wohlbefinden auswirken kann, sollte aber nicht starrsinnig bestritten werden.
Die Frage, die sich dabei stellt, ist aber, ob es wirklich sinnvoll ist, im eigenen Hormonhaushalt herumzuwerkeln, nur um einen Placeboeffekt hervorzurufen.
Ausführlichere Thematisierung des Themas Stoffwechselkur / hCG Diät dann in Teil 2:
und Teil 3: Die 21Tage-Stoffwechselkur – olles Teil mit neuen Features
1. G.K. Sabine LIJESEN, Iris THEEUWEN, Willem J. J. ASSENDELFT, & Gerrit VAN DER WAL
The effect of human chorionic gonadotropin (HCG) in the treatment of obesity by means of the Simeons therapy: a criteria based meta-analysis.
Br J Clin Pharmacol 1995; 40; 237-243